Sri Lankas gefährdete Leoparden
In Sri Lanka kommen keine Tiger vor, und so streift der Sri Lanka Leopard (Panthera pardus kotiya) als grösster Beutegreifer durch die Wälder der Insel. Er ist etwas grösser gewachsen als die Leoparden des indischen Subkontinents. Von diesen isoliert, hatte er sich zu einer endemischen, einzig auf Sri Lanka lebenden Unterart entwickelt. Vor allem die Männchen des Sri Lanka Leoparden können beeindruckende Masse erreichen – gut 80 Kilogramm wiegen sie normalerweise, bei einer Schulterhöhe, die etwa jener eines grossen Hundes entspricht. Als Anschleichjäger, die ihre Beute im Überraschungsangriff überwältigen, sind die Leoparden kräftig gebaut und dabei durch ihr geflecktes Fell hervorragend getarnt.

Sri Lanka Leoparden bewohnen vor allem bewaldete Gebiete, sind aber hinsichtlich des Lebensraumes recht anpassungsfähig, sofern sie genügend Beute finden können. Meist jagen sie Hirsche und kleinere Tiere wie Stachelschweine, Languren oder Hasen, ebenso wie Hunde und Katzen bei menschlichen Siedlungen. Wildschweine werden offenbar eher gemieden. Wo reichlich Beutetiere vorkommen, wie im Yala-Nationalpark, können Leoparden umso kleinere Territorien besetzen und sich in grösserer Zahl im Gebiet konzentrieren. Die Streifgebiete der Weibchen sind dabei erheblich kleiner als jene der ausgewachsenen Männchen.
Naturschützer in Sri Lanka äusserten sich besorgt, dass die Leoparden zunehmend und wohl auch systematischer gewildert würden, als man bisher vermutete. Im Maduru Oya Nationalpark etwa wurde Anfang August 2025 eine Gruppe von mutmasslichen Wilderern mit einem gehäuteten Leopardenkadaver, der offenbar gezielt verwertet werden sollte, gefasst. Aber vor allem Tötungen durch Farmer aus Vergeltung für Angriffe auf Nutztiere sind eine grosse Gefahr für die Grosskatzen. Wo Leoparden infolge des Lebensraumverlustes auf Farmen oder auf Teeplantagen des Hochlands gelangen, sind Konflikte mit Menschen leider eine Realität. Manchmal geraten auch Leoparden in Fallen, die von Wilderern für Wildschweine oder Hirsche ausgelegt wurden.
Die Unterarten des Leoparden sind auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten der internationalen Naturschutzorganisation IUCN separat gelistet. Leider sind etliche Unterarten dieser eigentlich weit verbreiteten Grosskatze sehr gefährdet. Der Arabische Leopard, der kleinste von allen, ist vom Aussterben bedroht und kommt fast nur noch gebietsweise in Oman vor. Ebenfalls vom Aussterben bedroht sind der Amurleopard und der Indochinesische Leopard. Die afrikanischen Leoparden repräsentieren einen anderen Verwandtschaftszweig, da sie sich genetisch deutlich von den verschiedenen asiatischen Leoparden unterscheiden, die heute noch existieren.
Sri Lankas Unterart des Leoparden wird von der IUCN als «gefährdet» eingestuft – bei weiter abnehmender Tendenz des Bestandes. Der Bestand wird auf knapp 800 ausgewachsene Leoparden geschätzt. Das bedeutet, dass jeder vermeidbare Todesfall dieser beeindruckenden Grosskatzen einer zu viel ist.